Ich mag die fremdländische Küche. Ob Italienisch, Französisch oder Spanisch, Griechisch oder Japanisch, ich probiere alles aus und finde meist sehr vieles, das mir ausgesprochen gut schmeckt. Nur mit der koreanischen und indischen Küche konnte ich mich bisher überhaupt nicht anfreunden. Ich wusste nicht, was es war, aber mir schien fast alles irgendwie etwas muffig zu schmecken und zu riechen. Nicht mein Fall.

Neulich jedoch war ich bei einer Bekannten zum Essen eingeladen, die von dieser meiner Abneigung wohl nichts wusste (oder es war ihr egal), denn es gab ein indisches Essen. Da ich sehr hungrig war, muss ich wohl ein sehr langes Gesicht gezogen haben, denn sie grinste nur und sagte, ich könne beruhigt sein, sie habe keine frischen Korianderblätter verwendet.

Ich muss noch blöder geguckt haben als bisher, da ich mit dieser kryptischen Äußerung nichts anfangen konnte. Zugegeben, ich bin allerdings auch kein Kräuterexperte. Sie meinte nur, ich sollte erst einmal probieren, sie erklärt es mir später.

Zögernd nahm ich Platz und starrte in die verschiedenen Schüsseln. Eine Art Eintopfgericht brodelte vor sich hin und roch erstaunlicherweise gar nicht so muffig wie sonst, sondern im Gegenteil sehr appetitlich. Dann gab es viele Saucen, Chutneys und Relishes sowie Gemüsegerichte und so eine Joghurtsache, dazu hauchdünne Fladenbrote. Und indisches Bier – ich wusste gar nicht, dass es das gibt!

Tapfer häufte ich mir von allem etwas auf den Teller und probierte den ersten Löffel von dem Eintopfgericht (nennt sich Curry, wie ich mittlerweile weiß). Und verschwand für einige lange Momente im kulinarischen Himmel.

Noch nie hatte ich etwas so Aromatisches, doch gleichzeitig Mildes und Cremiges gegessen! Ich gebe zu, dass ich mich an dem Abend der Sünde der Völlerei schuldig gemacht habe, denn ich konnte einfach nicht aufhören, noch einmal dieses oder jenes zu probieren.

Der kryptische Ausspruch zu den Korianderblättern lüftete das Geheimnis. Diese werden in der indischen Küche wohl sehr viel verwendet (fast bei jedem Gericht), haben aber diesen muffigen Geschmack, der stark polarisiert: entweder man liebt oder man hasst ihn. Da meine Freundin das wusste, hat sie diese Zutat einfach weggelassen.

Seitdem sind in der Stadt alle indischen Kochbücher ausverkauft, denn ich habe sie alle. Die indische Küche ist die vielseitigste und abwechslungsreichste, die ich kenne, und bietet eine Fülle an Gerichten, die fast unvorstellbar ist.

Dabei wird mit sehr vielen Gewürzen gekocht (die Korianderblätter lasse ich aber immer noch weg), die die Gerichte so aromatisch machen, dass man fast nie zum Salz greifen muss. Ich habe in meiner Küche Platz für die vielen neuen exotischen Gewürze machen müssen, die allein schon durch ihre Namen und ihren Duft begeistern können.

Stichwort Koriander: Wer bisher indisches Essen nicht mochte, möge einfach ein Gericht ohne Koriander verlangen. Ich schwöre, es wird ihm schmecken und die Tür zu einer himmlischen Erfahrung öffnen, die keiner verpassen sollte!