Ich gestehe es ja nur äußerst ungern, aber selbst ich mache manchmal Fehler. Neulich habe ich sogar einen Riesenfehler begangen: ich habe meinen Sohn zum Klamotteneinkaufen mitgenommen. Seine Mutter befand es für nötig, sowohl seine als auch meine Garderobe etwas aufzupolieren, und da sie natürlich mit unendlich viel wichtigeren Dingen voll ausgelastet ist, meinte sie, es sei doch eine schöne Idee für eine Vater-Sohn-Aktivität.

Naiv wie ich bin, habe ich die perfide Schlange nicht gleich durchschaut (ich weiß gar nicht, warum sie sooo sauer auf mich ist) und fröhlich zugestimmt. Sie drückte mir eine Liste in die Hand, welche Kleidungsstücke mein Sohn unbedingt brauchen würde, ich solle ja nicht ohne eines dieser Teile zurück kommen.

Wir zogen los. Erster taktischer Fehler: ich ging zuerst mit ihm in die Kinderabteilung eines großen Kaufhauses. Ich begann, nach den vernünftigen Kleidungsstücken auf meiner Liste zu suchen und wollte ihm gerade ein nettes T-Shirt zeigen, als ich merkte, dass er sich schon längst auf einen Ständer mit Halloweenkostümen gestürzt hatte.

Zweiter taktischer Fehler, ich hätte ihm natürlich rechtzeitig die Augen verbinden müssen. Jetzt war leider alles zu spät. Damit er sich die vernünftigen T-Shirts überhaupt nur ansah und widerwillig die praktische Latzhose anprobierte, musste ich ihn mit einem Supermancape und einem spinnennetzbedruckten Spidermananzug bestechen – auch weil sein ohrenbetäubendes Gebrüll sonst nicht nur meine Trommelfelle zerfetzt hätte.

Ich konnte ihn nur mit dem Versprechen, dass wir die Mama morgen ganz groß mit seinem tollen Kostüm überraschen würden, davon abhalten, es sich sofort anzuziehen. (Für mich eine kleine Gnadenfrist, um mir eine Erklärung für die Mutter meines Sohnes auszudenken…)

Erleichtert zog ich mit meinem nun wieder glücklichen Sohn in die Herrenabteilung. Leider zeigte er auch hier wieder wenig Interesse für praktische Alltagskleidung, sondern bestand darauf, dass ich mir einen Frack kaufen solle, da der ja mit diesen komischen Lappen am Hinterteil gut zu seinem Supermancape passen würde. Nachdem er mich vor dem Verkäufer noch damit blamierte, dass er sachverständig anmerkte, bei Papas Bauch sei eine bequeme Hose sehr wichtig, schlich ich mich geschlagen davon.

Ich weiß jetzt endlich, warum die Mutter meines Sohnes unseren Liebling nie zum Klamottenkaufen mitnimmt. Sind Frauen klüger als Männer? Oder haben sie nur schon früher schlechte Erfahrungen gemacht? Auf jeden Fall kann sie mit einem einzigen Blick abschätzen, ob eine Hose oder ein T-Shirt unserem Sohn passen würde, womit die Notwendigkeit des Anprobierens komplett entfällt.

Ich bin jedenfalls ein gebranntes Kind und werde mit meinem Sohn erst dann wieder einkaufen gehen, wenn wir beide in dieselbe Abteilung für den gesetzten Herrn gehen müssen.