Man denkt ja immer, dass ein Geschenk, das man bekommt, keine Arbeit und nur Freude macht. Seit sich eine meiner weiblichen Bekannten darauf spezialisiert hat, allen Freunden handgestrickte Socken zu schenken, weiß ich, dass das nicht stimmt. Es ist harte Arbeit, sich Socken schenken zu lassen, und es kostet sehr viel Zeit. Und man sollte sich gut überlegen, was ein unbedachtes, höfliches Ja für Folgen haben kann.

Ich hatte bei meiner erwähnten Freundin nett und ehrlich begeistert ihre Socken bewundert, die ich wirklich gut fand, weil sie so einen interessanten Farbverlauf hatten. Stolz sagte sie, die habe sie selbst gestrickt und fragte mich, ob sie mir auch welche stricken solle. Und da antwortete ich mit meinem unbedachten Ja. Einige Tage später rief sie mich an, um nach meiner Schuhgröße zu fragen. Die wusste ich sogar, kein Problem. Dann wollte sie jedoch noch wissen, ob ich einen hohen Spann und eine breite oder schmale Ferse habe, und wie genau meine Zehen wären, da das wohl für die Auswahl des Sockenmodells alles wichtige Informationen sind, wie ich erfuhr.

Ich sah auf meine Füße und überlegte krampfhaft, ob man meinen Spann als hoch bezeichnen könnte, ehe ich mich der Ferse und den Zehen zuwenden wollte. Interessant, was man über seine eigenen Füße alles nicht weiß! Aber die Sockenexpertin am Telefon hatte mein Zögern schon bemerkt und sagte energisch, es sei wohl besser, ich käme bei ihr vorbei, damit sie selber Maß nehmen könne. Was ich tat, und was mich mit Fahrzeit und Berufsverkehr alles in allem zwei Stunden kostete. Aber gut, wenn diese schönen bunten Socken dann besser sitzen….

Ich fuhr jedoch noch zwei Mal zur offensichtlich absolut notwendigen Sockenanprobe zu ihr hin. (Als Nebeneffekt habe ich mich dann auch noch das erste Mal in meinem Leben einer professionellen Pediküre unterzogen, da ich die leicht angeekelten Blicke und die empörten Anmerkungen über eingewachsene Zehennägel und vergilbte Hornhaut sowie den Verdacht auf Fußpilz auf die Dauer zu peinlich fand.) Bei der Anprobe wurde mir ein schlauchartiges Gebilde, in dem mehrere gefährliche spitze Nadeln steckten, über den Fuß gestülpt, es wurde gezupft und gemessen, irgendwelche geheimnisvollen Berechnungen angestellt und etwas von dreiteiligem Fersenkäppchen und Sternchenspitzen gemurmelt.

Irgendwann waren die maßgestrickten Kunstwerke dann fertig und wurden mir strahlend überreicht, samt einer ausführlichen Erläuterung, wie sie zu waschen seien. Sie saßen wirklich perfekt, nirgendwo eine Falte, eng schmiegten sie sich an meinen mittlerweile pedikürten Fuß, das Bündchen saß stramm und blieb, wo es war. Nach einer Viertelstunde begann ich mich nur leider sehr unwohl in ihnen zu fühlen – wer sonst nur ausgeleierte Schlabbersocken trägt, kommt mit so einem strammen Paar nicht gut klar und hat das Gefühl, sie schnürten das Blut ab.

Fazit: Ich habe mehrere Stunden in mein Geschenk investiert, zudem eine nicht gerade billige Pediküre auf mich genommen und erhielt ein Paar Socken, die ich wegen des zu perfekten Sitzes nicht anziehen kann. Beim nächsten Mal werde ich auf die Frage, ob mir jemand auch so etwas stricken solle, sehr lange und gründlich nachdenken, das habe ich mir geschworen.