Eigentlich bin ich recht stolz auf meine Haarpracht. Sie ist recht füllig (und ich hoffe, dass sich das mit dem Alter auch nicht ändert, denn ich fürchte, ich habe keinen guten Kopf für eine Glatze), und ich trage sie länger, als ein typischer Männerhaarschnitt das üblicherweise erfordert. Ich wasche sie recht regelmäßig, style aber sonst nicht mit irgendeinem Gelzeugs daran herum. Da kann ich mit meiner Zeit wirklich Besseres anfangen!

Und deshalb war ich neulich ganz schön geschockt, als ich müßig der Unterhaltung von zwei Freundinnen lauschte, die sich über Mode und Frisuren unterhielten. Eine von ihnen bemerkte nämlich recht abfällig, dass sich die Männer überhaupt keine Mühe mit ihren Haaren gäben und sie noch nie einen gesehen hätte, der eine richtig geile Frisur gehabt hätte. Selbst die Stilikone Karl Lagerfeld würde einfach nur seine Zotteln zu einem Pferdeschwanz zurück binden, und das war’s dann auch schon.

Hat sie recht? Sind denn wir Männer wirklich nur zu faul, uns um unser Äußeres zu kümmern, obwohl wir genau das bei Frauen ja sehr schätzen? Ich gebe es zu, ich kann über gepflegte Frauenhaare schon ins Schwärmen kommen, ich würde dann immer gerne mit der Hand in so eine glänzende Mähne hinein fahren.

Also habe ich vor dem Spiegel eine kritische Bestandsaufnahme gemacht. Das letzte Rendezvous meiner Haare mit einer Schere lag schon etliche Zeit zurück, und mit meinem neuen kritischen Blick musste ich zugeben, dass man das auch deutlich sah. Was ich auf dem Kopf hatte, war zwar gesund und sauber, präsentierte sich ansonsten aber als natürlicher Wildwuchs.

Von vorne – das ist normalerweise die einzige Perspektive, aus der ich mich im Spiegel betrachte – ging es meiner Meinung ja vielleicht noch, aber ich griff tapfer zum Handspiegel, um mir auch die Seiten- und Rückansicht zu gönnen. Und da musste ich zugeben, dass über meinen Kragen ungleiche Fransen hingen, die definitiv nicht dazu einluden, mit der Hand darüber zu fahren.

Ich musste daher, nachdem ich auch meine Geschlechtsgenossen mit diesem kritischen weiblichen Blick gemustert hatte, zugeben, dass meine beiden Freundinnen mehr oder weniger recht hatten: die meisten Männer haben in der Tat einfach nur Haare, aber keine Frisur.

Da ich für Fairness bin, habe ich mich also entschlossen, mich ab jetzt um eine echte Frisur zu bemühen, wie ich es von einer Frau ja selbst auch erwarte. Mein Friseur kann sich ab nun freuen, sich deutlich öfter meiner annehmen zu dürfen. Und diese Kopfmassagen, die man da bekommt, sind ja auch wirklich sehr entspannend und angenehm.